Unser Leitbild
Präambel
Das Leitbild der Evangelischen Kirchengemeinde am Weinberg dient der Orientierung für all die, die zu uns gehören, und all jene, die uns suchen. Es will Profil zeigen und Wege in die Zukunft aufweisen. In der Mitte Berlins laden wir dazu ein, in Gemeinschaft nach christlichem Verständnis zu leben und eine erfüllte Beziehung zu Gott zu teilen und zu vertiefen. Wir freuen uns über alle Stadtbewohner und Stadtbesucher*, die ein aktiver Teil unserer Gemeinschaft sein möchten.
Ein herzliches, hoffendes und – wo nötig auch – heilsames Miteinander soll die Gemeinde prägen. Die Menschen und Gottesdienstorte am Weinberg stehen für nachbar- und partnerschaftliche Entwicklung. Mit Blick auf die verschiedenen urbanen Lebensformen entdecken wir, was den Wohlstand eines erfüllten Lebens im christlichen Sinne tatsächlich ausmacht.
Wir beantworten mit diesem Leitbild die Frage, wer wir sind, was wir tun und warum wir es tun.
* Für eine bessere Lesbarkeit verwendet der Text nur die maskuline Form.
Wo kommen wir her, was prägt unsere Gemeinde?
Unsere Geschichte lehrt uns Demut und Mut.
Als Gemeinde inmitten dieser Stadt haben wir eine gleichermaßen reiche wie narbenreiche Geschichte: Wir blicken auf eine seit über 300 Jahren historisch gewachsene Nachbarschaft zu unseren jüdischen Glaubensgeschwistern zurück, aber auch auf das Versagen angesichts der Shoa. Bis in die Gegenwart hält unsere Auseinandersetzung mit dem geschichtlichen Erbe des Nationalsozialismus an.
Wir wissen um die erlebte Teilung von Berlin, um die Bedeutung der Orte in unserer Gemeinde für Widerständige und Querdenkende zu DDR-Zeiten, um die friedliche Revolution und das spätere Zusammenwachsen aus mehreren Gemeinden in den 1990er Jahren.
All diese geschichtlichen Spuren beeinflussen auch noch gegenwärtig die Gemeinschaft rings um unsere drei Kirchtürme Golgatha, Sophien und Zion.
Was bedeutet für uns evangelisch sein?
Aus der frohen Botschaft leben und sie weitertragen
Lebendiger praktischer Glaube, das Vertrauen auf den dreieinigen Gott, gründet auf der frohen Botschaft von der rettenden Liebe, die sich im Leben, Sterben, Tod und Auferstehung Jesu Christi gezeigt hat und in den Bekenntnisschriften bezeugt ist. Das bedeutet für uns evangelisch sein.
Gemeinsam auf diesem Fundament erleben und teilen wir Glauben. Unser Anliegen ist es, den evangelischen Glauben für Jung und Alt in dieser Stadt verständlich und erfahrbar werden zu lassen.
Unsere Kirchen lassen als offene, vielfältig nutzbare Orte für viele Menschen das Neben- und Miteinander von Glauben und Kultur lebendig werden. Dies geschieht in Begegnungen und Projekten ebenso wie in Ausstellungen und Konzerten.
Welche Rolle spielen Gottesdienste für uns und wie gestalten wir sie?
Gott und unseren Nächsten dienen
Gottesdienst ist das geistliche Herz unserer christlichen Gemeinschaft.
Gottesdienst am Sonntag und zu anderen Anlässen ist für uns ein Fest in Gottes Gegenwart; hier ereignet sich Gemeinde. Unsere Gottesdienste möchten zu jeder Zeit und für jeden ansprechend und einladend sein: Auch für Menschen, die nicht (mehr) im evangelischen Gottesdienst zuhause sind.
Über das Kirchenjahr hinweg verbinden unsere Gottesdienste den Glauben mit der Welt. Predigtreihen greifen gesellschaftlich relevante Themen auf. In außergewöhnlichen Gottesdienst- Formaten feiern wir lebendigen Glauben im 21. Jahrhundert, bereichert durch zahlreiche kulturelle und musische Darbietungen von Gemeindegliedern und Künstlern aus aller Welt.
Gottesdienst ist die Aufgabe aller, die kommen. Er gibt Menschen Trost und Orientierung an den Übergängen des Lebens, wenn sich Sinn- und Existenzfragen stellen.
Gottesdienst ist auch gelebter Glaube im Alltag, alles, was wir für uns und unsere Mitmenschen tun. Gottesdienst im Alltag findet seinen besonderen Ausdruck im diakonischen und solidarischen Einsatz für Suchende, Ungehörte und Ungeborgene.
Darin begreifen wir unseren Auftrag von Gottesdienst.
Wie wollen wir Nächstenliebe leben?
Mit Aufmerksamkeit in Berlin Mitte helfen
Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst. Wir verstehen Diakonie als Gottesdienst und tätiges Glaubenszeugnis gleichermaßen. Als eine Stimme unter vielen stehen wir dafür, die Ränder und die Mitte in der Zivilgesellschaft zu verbinden und vor Einsamkeit und Not nicht die Augen zu verschließen.
Das zeigt sich in Aufmerksamkeit und Besuchsdiensten für die Bewohner der Nachbarschaft oder in konkreter Hilfeleistung in Einzelfällen. Menschen auf der Flucht, in Bedrohung oder Obdachlosigkeit bieten wir Platz, Hilfe und Geborgenheit, oder auch zeitweilige Herberge – bis neue Mittel und Wege gefunden werden.
Uns kommt es darauf an, dass wir für Bedürftige als Gemeinde da sind; dabei unterstützt uns seit über 200 Jahren die Koepjohann’sche Stiftung.
Was leitet unser Miteinander?
Mit Offenheit und gegenseitigem Respekt in Gemeinschaft wirken
Unsere Gemeinde ist ein Ort der Begegnung. In und um unsere Kirchen engagieren sich Menschen, die das Bild und die Ausrichtung der Gemeinde am Weinberg prägen. Jeder Mensch, so wie er zu uns kommt, findet einen Platz und seine Aufgabe in unserer Gemeinde. Wir bieten Raum für jeden, der sich einbringen will – ob regelmäßig oder gelegentlich.
Wie begegnen wir Vorbehalten und Gleichgültigkeit?
Jeden willkommen heißen, der mit Erwartungen in unsere Gemeinschaft kommt
Menschen, die noch nie einen Fuß in eine Kirche gesetzt haben, Zweifelnde, Kirchenverdrossene und vorsichtig Wiederkehrende – ganz gleich wie skeptisch Menschen auf Gott schauen: Wir wollen auf sie zugehen.
Wir öffnen ihnen unsere Türen und halten sie offen. Türen, die hineinführen in eine Gemeinschaft, die offen ist für Suchende unterschiedlicher Herkunft und mit verschiedenen Lebensentwürfen.
Wir laden dazu ein, Lebensfragen und Zweifel mit uns zu teilen. Wir wollen Suchenden zuhören und Räume schaffen, in denen Gottes Gegenwart und Liebe erfahrbar wird.
Wie leben wir in der Vielfalt der Konfessionen und Religionen in Berlin?
Bekennend und zuhörend erfahren: Uns verbindet mehr als uns trennt
Als Gemeinde finden wir in der Vielfalt mehr Verbindendes und Gemeinsames als Trennendes. Wir wollen unseren Geist und unsere Herzen offen halten, um mit Menschen anderer Konfessionen, Religionen und unterschiedlichen Weltanschauungen ins Gespräch zu kommen. Dafür schaffen wir Räume für den Erfahrungsaustausch, um aus Unterschieden zu lernen und Verbindendes zu stärken.
Wie sehen wir unsere Zukunft?
Das Bewährte ausbauen und neue Aufgaben erkennen und aufgreifen
Gemeinsam setzen wir uns heute und zukünftig für eine christliche Kirche ein, die für die Menschen in der Mitte Berlins sichtbar ist, sich ihnen öffnet und in ihrem Leben Wirkung und Gewicht entfaltet.
Konkrete Beispiele finden sich in den wöchentlichen Gottesdiensten mit auf den Alltag bezogenen Predigten und Glaubenskursen. Sie finden sich auch in unseren Veranstaltungen, in der regelmäßigen Gemeindearbeit sowie in Projekten, Hilfsmaßnahmen bis hin zu kulturellen Angeboten für die Stadt. Unser besonderes Anliegen ist ein breites Angebot unserer Gemeinde für alle Menschen in unserem Bezirk und darüber hinaus.
Umweltbeschluss des Gemeindekirchenrates
Jeden Freitag gehen tausende Schüler*innen auf die Straße und fragen uns: „Was habt Ihr getan? Was werdet Ihr tun?“ Viel zu oft finden wir keine befriedigende Antwort, obwohl die Bewahrung der Schöpfung der erste Auftrag ist, den uns die Bibel vorgibt. Deshalb haben wir als GKR uns, der Gemeinde, Regeln zur Nachhaltigkeit gegeben. Diese möchten wir hiermit in die Gemeinde tragen. Helft uns, diesen Planeten zu bewahren und auch als Kirchengemeinde unseren Beitrag zu leisten.
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Könige, Freiheits- und Widerstandskämpfer, Bürgerrechtler, Zugezogene – die Geschichte der Menschen unter unseren drei Kirchtürmen ist reich. Seit über 300 Jahren wird hier im Gespräch Glaube gelebt, Schweres geteilt, und es werden Themen für die Zeit gesetzt.
Dieser Geschichte bewusst, fragen wir: welche Visionen bewegen unsere Gemeinde heute? Wie können wir das, wofür wir stehen und uns einsetzen, sichtbar und einladend gestalten?